Google Bildersuche Relaunch – neu ja, aber besser?

Google Bildersuche neu

Google hat seine Bildersuche komplett relauncht. Heute mittag habe ich bereits im tagSeoBlog darüber berichtet – siehe „Neue Google Bildersuche: tiefgreifende Veränderungen angekündigt„. Nun ist die Seite in der englisch-sprachigen Ausgabe images.google.com live. Und nach den ersten Tests, die ich gemacht habe, bin ich nicht gerade begeistert. Irgendwie ist die Sache Usability-technisch nur suboptimal… Der erste Test hat gleich mal meinen kompletten Rechner abgeschossen.

Ich habe nur nach „Mona Lisa“ gegoogelt und mal ruckizucki versucht, nach ganz unten zu scrollen. Aus irgendeinem Grund hat sich das „google.toolbar-JavaScript“ dabei in eine Endlos-Schleife verstiegen, die sich nicht mehr stoppen ließ. Da half dann nur noch Stecker ziehen.

Inzwischen läuft es, ich scrolle sicherheitshalber nur noch langsam. Aber was mich doch viel mehr stört, ist die dichtgedrängte Masse an Bildern. Klar, Google hat im Prinzip Recht, dass man als User natürlich viele Bilder sehen möchte. Aber wenn die Bilder zu dicht sitzen, dann kann man keines mehr richtig wahrnehmen. Ich predige immer beim Blog-Design: Abstand lassen. Bilder brauchen Luft – einen Umraum, damit sie ihre Erscheinung entfalten können. Die Google Bildersuche zeigt das Gegenteil: da ist alles so dicht gedrängt, dass nichts mehr wirklich zu sehen ist. So ein gemeines Bild braucht in der Größe wie Google sie zeigt, mindestens 40 Pixel Freiraum in jede Richtung…

Google Bildersuche neu: Mona Lisa verwirrt

Bilder werden beschnitten, damit sie passen

Wie Ingo bereits herausgefunden hat, werden einige Bilder beschnitten. Offenbar werden Formate, die zu extrem sind, an den Kanten abgeschnitten, damit das Format passt (siehe „Google-Bildersuche in neuem Gewand„). Und passen ist das richtige Stichwort: Es ist verblüffend, wie gut die Bilder in die einzelnen Reihen passen. Selbst mit ein wenig Beschnitt, kann es normalerweise gar nicht sein. Werden nun möglicherweise Bilder nach vorne gerückt, weil sie im Format genau in die Zeile passen? Wird die Berechnung der Zeilenbreite zum Ranking-Faktor? Ich fände das fatal – es sollen doch schließlich die relevantesten Bilder vorne stehen…

Vorschauseite: optische Katastrophe

Dann diese unsägliche „Vorschauseite“. Da erscheint die tatsächliche Zielseite, allerdings abgeblendet, und zentriert sitzt das Bild in voller Auflösung auf der Seite. Das ist optische das totale Chaos. In fast allen von mir getesteten Bildern lag das große Vorschaubild (mit viel zu dünnem weißen Rahmen) über dem abgeblendeten Bild auf der Seite, das meist irgendwie unglücklich angeschnitten war. Ojeoje… Das sieht aus, als hätten da die Programmieren von Google auch gleich das Design gemacht… lausig und gegen alle Regeln.

Besonders bitter ist, dass durch diese Art der Darstellung die Kopfzeilen der Seiten visuell überaus wichtig werden. Denn trotz der Abblendung kann man die darunter liegende Seite schon noch deutlich erkennen. Und das, was oben steht, rückt massiv in den Fokus. Anders, als es normalerweise üblich ist – da fängt man aus gewohnheit erst nach ca. 100 Pixeln von oben an, die Seite visuell zu scannen. In dem Vorschaumodus von Google geht das aber nicht: das liegt das Bild… Es ist irgendwie unausgereift.

Frame von oben nach rechts: alles kippt um…

Hinzu kommt, dass Google seinen „Vorschauframe“ nun von oben nach rechts verlegt hat. Das ist zwar im Grunde ganz schlau, führt aber zu einer kompletten Verschiebung der Schwerpunkte. Solange der Google-Frame oben war, konnte die Zielseite ihre eigene ausgewogene Dynamik entfalten. Durch den Balken rechts sehen fast alle Seiten unausgewogen und falsch aus…

Was mich am meisten stört, ist das Gezappel, wenn man „Zurück“ in die Bildersuche geht. Da flimmert und blinkelt es, als wenn ein Feuerwerk ausgebrochen wäre. Die Google Bildersuche hat ihre typische Ruhe und Klarheit verloren – und das nur, um ein paar Bilder mehr anzeigen zu können.

Testen wäre besser gewesen…

Kurzum: Es ist kein Gold und glänzt nicht (sagt auch die Putzlowitscher-Zeitung: „Sommerloch-Artikel: Google-Bildersuche neu„). Nach meiner Einschätzung ist es ein Fehler von Google, die neue Bildersuche ohne Tests auf der Spielwiese Google-Labs zu relaunchen. Auch die Tatsache, dass die Sache jetzt in der Ferienzeit über die Bühne gewuppt wird, hilft nicht viel. Ich denke, es wird viel Kritik geben. Was Google vermutlich um so mehr überrascht, als dass Bing mit einem änlichen Konzept senerzeit viel positive Kritik eingebracht hat. Aber Bing ist schon in einigen Bereichen zurückgerudert (z.B. Rollover-Vorschaubild), und Google ist mit seiner „Weiterentwicklung“ von Bing einfach über das Ziel hinausgeschossen. Da werden sicherlich einige weitere Änderungen folgen.

Neues Adwords-Format mit Bildern

Marketing-technisch war der Relaunch auch nicht eben eine Meisterleistung: denn gerade hat Google ein neues Adwords-Format eingeführt: Ab sofort kann man auch Werbeanzeigen mit Bildern buchen. Keine klassichen Bild-Banner, sondern „normale Anzeigen“ mit einem Bild-Thumbnail. Und man hat bei Google offengelassen, ob dieses neue Bild-Adwords nur auf die Bildersuche beschränkt bleibt. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass bald auch Adwords mit Bild in der organischen Google-Suche auftauchen.

Aber anstatt das neue Format erst einmal in Ruhe zu etablieren, kombiniert Google es mit dem Relaunch der Bildersuche, der viele erst einmal verunsichern wird. Warum bitteschön, soll ich denn in Zukunft eigentlich nicht bei Bing suchen? Funktioniert im Prinzip genauso, aber zickt weniger rum und nervt nicht mit Werbung… www.bing.de