Deutschland – Australien 4 : 0 – grandioser Sieg zum WM-Auftakt
Brillanter Sieg der Deutschen Fußball Nationalmannschaft zur WM-Auftakt: mit 4 : 0 hat man Australien gezeigt, was guter Fußball ist. Nach einem etwas verschlafenem Start nahm die deutsche Mannschaft schnell das Spiel an sich und ging bereits nach 8 Minuten durch ein sattes Pfund aus 11 Metern Entfernung durch Bomber Lukas Podolski mit 1 : 0 in Führung. In der Folge kontrollierte Deutschland das Spiel nach Belieben. In der 27. Minute erhöhte Miroslov Klose mit einem wuchtigen Kopfball zum 2 : 0.
Nach der Pause verlor Australien seinen Stürmer Cahill nach grobem Foulspiel an Schweinsteiger durch rote Karte. Spätestens nun war klar, dass Deutschland das Spiel gewinnen wird. Die Überlegenheit wurde in der 68. Minute durch das 3 : 0 untermauert, als Thomas Müller aus 15 Metern Entfernung den Ball via Innenpfosten ins Tor bugsierte. Und zwei Minuten später war es der eingewechselte Cacau, der aus kurzer Distanz zum 4 : 0 einnetzte. Ein klasse Spiel – aber man sollte es nicht zu hoch bewerten…
Denn Australien war einfach zu schwach, um als echte Standortbestimmung dienen zu können. Auch die Spiele gegen Serbien oder Ghana werden nicht klar machen, welche Chancen Deutschland in diesem Turnier hat. Immerhin scheint es unzweifelhaft, dass wir die Vorrunde überstehen. Aber erst, wenn es dann zum Beispiel gegen England geht, wird sich zeigen, wie viel Potential tatsächlich in der deutschen Mannschaft steckt.
Kontrollierte Defensive mit überfallartigen Angriffen
Das beste des heutigen Tages war das deutsche Spielsystem. Selten habe ich eine so überlegene Spielanlage gesehen. Immer wieder hat die deutsche Mannschaft hinten herum kontrolliert und langsam gemacht. Da ging es immer wieder nur um die Mittelinie herum hin und her. Und dann, wie auf Kommando, kam plötzlich ein überfallartiger Pass in die Tiefe der gegnerischen Hälfte. Sofort liefen fünf, sechs Spieler in die Tiefe des Raumes und rissen riesige Lücken in die Abwehr der Australier. Irgendeiner war immer frei. Und Spieler wie Podolski, Özil oder Schweinsteiger sind in der Lage, den „tödlichen“ Pass in die Spitze zu spielen. Alle Tore waren grandios herausgespielt – und darüber hinaus gab es zahlreiche weitere Großchancen.
In der 24. Minute war so eine Aktion: Podalski rast auf der linken Seite mit dem Ball Richtung Grundlinie und drischt die Kugel flach und scharf in die Mitte, wo mutterseelen allein Miro Klose lauert. Doch der umstrittene Stürmer schafft es aus 10 Metern nicht, den Ball ins Tor zu lenken. Von der Fußspitze fliegt das Leder rechts am Tor vorbei. Hätte es nicht schon 1 : 0 gestanden, der Zorn wäre groß gewesen. Aber zum Glück: einige Minuten später machte Klose sein Tor, als Philipp Lahm auf der rechten Seite durchging, und eine angeschnittene Flanke vors Tor zirkelte. Miro Klose trickste den herausstürmenden Torwart Schwarzer aus und erwischte den Ball kurz vor dem Torhüter.
Flache Hierarchien
Ich habe es schon bei meiner Prognose der deutschen Startaufstellung gesagt: der Ausfall von Michael Ballack muss gar nicht so negativ gesehen werden. Klar: es fehlt eine Führungspersönlichkeit von internationalem Format. Aber die Kehrseite der Medaille sind eben flache Hierarchien innerhalb der Mannschaft. Und das stärkt – gerade in einem Turnier – den Teamgeist. Jeder kämpft für jeden, jeder freut sich mit jedem, jeder spielt mit jedem. Und Deutschland hat nun offensichtlich einen mentale Doppelspitze: neben Mannschaftskapitän Philipp Lahm organisiert Bastian Schweinsteiger aus dem defensiven Mittelfeld heraus das Spiel.
Die beiden negativen Höhepunkte aus deutscher Sicht waren zwei gelbe Karten aufgrund von Schwalben. Die eine in der ersten Halbzeit für Özil, die andere später für Cacau. Das war nun wirklich überflüssig. Und wenn sie im kommenden Spiel nicht aufpassen, müssen sie gegen Serbien pausieren. Ärgerlich, aber immerhin lehrreich für die jungen deutschen Spieler.
„Besser ein Neuer als ein Schwarzer“?
An diese katastrophale Überschrift musste ich schon in der Halbzeit denken. Politisch völlig unkorrekt. Der Satz ist zwar gar nicht gefallen, aber die ZDF-Moderatorin hatte einen anderen Aussetzer auf den Lippen: Für Miro Klose müsse der Tag ja „ein innerer Reichsparteitag“ sein. … Hallo? Ist das gut oder schlecht? Ich erwähne das, weil es mich schon zum zweiten Mal sehr geärgert hat. Auch der ZDF-Trailer zur WM ist irgendwie kollonialistisch-rassistisch angehaucht: Da stürmt eine Horde Wilder durch die Steppe in Richtung WM-Stadion. Mal im Ernst: würde man so eine WM in Deutschland oder Frankreich eintrailern? Ich finde, dass hat wirklich bedenkliche Züge. So ein Ausrutscher darf Frau Müller-Hohenstein einfach nicht passieren. Oder wenn, dann hätte sie es gleich klarstellen müssen, dass sie zum Beispiel „Freudentag“ oder so meinte. Peinlich ist die Sache so oder so. Gut, dass morgen wieder die ARD dran ist.
Abgesehen davon hat Manuel Neuer übrigens eine sehr solide Partie geliefert. Er hat zwar nur wenig Gelegenheit gehabt, sich auszuzeichnen. Aber die paar Bälle, die auf sein Tor kamen, hat er gemeistert – und ansonsten sehr viel Ruhe ausgestrahlt und mit den Spielern kommuniziert. So, wie man es von einem guten Torwart erwartet.
Fazit: gute Basis für konzentrierte Weiterarbeit
Am kommenden Freitag, den 18.06.2010 geht es weiter gegen Serbien. Die Südeuropäer haben heute gegen Ghane durch einen Elfmeter kurz vor Schluss mit 1 : 0 verloren. Ich gehen davon aus, dass Jogi Löw die Spannung aufrecht erhalten kann und bereits am kommenden Freitag durch einen Sieg gegen Serbien der Gruppensieg eingefahren wird. Bis dahin: Gut gemacht, Deutschland. Yeahhhhh….
Das schreiben andere
- osHelpDesk: „Deutschland 4:0 Australien„
- Spiegel-online: „DFB-Elf feiert Kantersieg gegen Australien„
- t-online: „Furioser WM-Start der DFB-Elf„
- Liveticker zum Nachlesen bei 11Freunde.de: „Schweiß, was isch kann„
- metaRoll.de zu dem unrühmlichen Moderatorin-Aussetzer: „Reichsparteitagsmärchen im ZDF„
- Spreeblick „Deutschland – Australien 4:0„
Tags: Australien, WM 2010
Kategorie: Fussball
| 4 Kommentare
13. Juni 2010 um 23:42 Uhr
Rudi sagt,
Ich habe mich auch über das Spiel gefreut und bin begeistert von der deutschen Spielkultur. Immer wieder sehenswerte wie die deutsche Mannschaft in eine WM startet. Allerdings ist der Gruppengegner am Freitag Serbien und nicht Ghana 😉
13. Juni 2010 um 23:53 Uhr
Missfeldt sagt,
@Rudi: oups … Danke, ist korrigiert 🙂
15. Juni 2010 um 22:40 Uhr
WM 2010: Warum spielen die “Großen” so schlecht? | Medienkultur Blog : medialkultur sagt,
[…] hat die deutsche Mannschaft ja als einzige eine überzeugende Vorstellung geboten und 4 : 0 gewonnen. Aber das war es schon, was bislang auf der Seite “schöner Fußball” vertreten […]
18. Juni 2010 um 15:54 Uhr
WM 2010: Deutschland – Serbien 0 : 1 – ein Katastrophenspiel | Medienkultur Blog : medialkultur sagt,
[…] euphorisch war die Stimmung vor dem Spiel: mit einem überlegenen 4 : 0 Sieg gegen Australien erwartetet Deutschland eine erneute Glanzleistung gegen serbien. Klar, das würde schwieriger […]