WM 2010: Deutschland – Serbien 0 : 1 – ein Katastrophenspiel
Wie euphorisch war die Stimmung vor dem Spiel: mit einem überlegenen 4 : 0 Sieg gegen Australien erwartetet Deutschland eine erneute Glanzleistung gegen Serbien. Klar, das würde schwieriger werden. Aber es gab wohl niemanden, der an einem Sieg der deutschen Mannschaft gezweifelt hätte. Und dann das: mit 0 : 1 unterlag das deutsche Team gegen Serbien. Es war ein Spiel, in dem praktisch alles schief ging.
Schlechte Bildqualität dank Schattenspiel
Da war zunächst das fürchterliche Fernsehbild: wegen der tiefstehenden Sonne im südafrikanischen Winter lag die linke Hälfte im Schatten. Die Kamera konnte den ständigen Wechseln zwischen Hell und Dunkel nicht richtig verarbeiten. Häufig konnte man dem Spielgeschehen nicht richtig folgen. Naja, vielleicht lag es auch nur an meinem schlechten alten Fernsehgerät.
Wer am Ende noch einen auf dem Feld hat, gewinnt!
Serbien war von Anfang an der erwartet unangenehme Gegner. Schnell und aggressiv zogen sie ihr Spiel auf. In den ersten Minuten hoffte man noch, dass es wie gegen Australien nur ein Strohfeuer wäre. Aber schnell zeigte sich, dass die Serben dieses Spiel durchziehen. In einem zügigen Spiel, dass allerdings nur wenige zwingende Torchancen besaß, machte der Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco aus Spanien von sich reden: er pfiff sehr kleinlich. Schon nach 13 Minuten zog er zum ersten Mal Gelb, und zwar für Klose nach einem unschönen, aber nicht unbedingt gelb-würdigen Foul. In der 18. Minute bekamen auch zwei Serben (Ivanivic und Kolarov) Gelb, zwei Minuten später Kedhira. Spätestens da war klar: das Spiel gewinnt, wer am Ende noch einen Spieler auf dem Platz hat.
Überflüssige rote Karte für Klose
Leider haben die Deutschen das nicht verstanden: in der 32. Minute konnte sich Lahm eine gelbe Karte wegen eines Foulspiels am Strafraum abholen. Und in der 37. Minute war es dann so weit: Klose bekam nach einem absolut überflüssigen Foul im Mittelkreis die zweite, und damit die gelb-rote Karte. Das Dämliche an dieser Roten Karte war, dass sie in der Luft lag. Die Frage war nur, wer dumm genug ist, sie abzuholen.So etwas darf doch einem erfahrenen Oldi wie Klose nicht passieren…
Tor für Serbien
Die Serben nutzen die Verunsicherung, die sich daraufhin im deutschen Team breit machte, eiskalt aus, und kamen im folgenden Angriff glatt zum 1 : 0. Krasic düpiert den überforderten Badstuber auf der rechten Seite, die lange Flanke köpft Krasic zurück in den Fünfmeterraum, wo Jovanovic ungehindert einschieben kann. Im Anschluss ging es weiter hin und her – insgesamt mit einem leichten Übergewicht für Serbien.
Risiko, Pech und Unvermögen
In der 45. Minute riskierte Schweinsteiger eine Gelbe Karte, als er den Torhüter anrempelte. Eigentlich keine große Sache, aber bei einem Schiedsrichter wie heute einfach unschlau. Zum Glück bliebt die Karte für Schweinsteiger noch bis zur 73. Minute stecken. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hatte Deutschland noch einmal eine Großchance. Khedira bekam nach allgemeinem Getümmel inm Serbischen Strafraum den Ball auf den Fuß und zog aus 11 Metern ab. Der Ball prallte jedoch von der Querlatte zurück ins Spiel. Die deutschen Tugenden waren an diesem Tag „Risiko, Pech und Unvermögen“.
Podolski dreht auf und versagt
In der zweiten Halbzeit wurde es leider nicht besser. Der Schiedsrichter zog in der 57. Minute die nächste Gelbe Karte, diesmal für den serbischen Verteidiger Subotic. Kurz zuvor begann die Show des Lukas Podolski. Wenn einer an diesem Tag etwas ausrichten kann, dann er. Zwei mal zog er von der Strafraumgrenze ab, aber beide Schüsse gingen knapp am Tor vorbei bzw landeten am Außennetz. In der 60. Minute kam es dann zum Showdown: Nach einem unnötigen Handspiel im eigenen Strafraum sah auch der vierte Verteidiger der Serben Gelb und es gab Elfmeter. Und Lukas Podolski war es, der sich der Verantwortung annahm. Nur leider: alle Hoffnung lag auf ihm, aber der serbische Torwart Stojkovic hält. Irgendwie klebte heute das Pech am deutschen Fußballschuh.
Ein echten Kapitän ala Ballack hat gefehlt
In der Folgezeit versuchte Deutschland noch, was möglich war: aber es war zu wenig. Zunächst kamen Cacau für Özil und Marin für Müller. Aber statt frischem Schwung wurde das deutsche Spiel noch schlechter und druckloser. Die Krönung der Hoffnungslosigkeit kam dann in der 77. Minute in Form von Gomez in die Partie. Es war ein müdes und behäbiges Gekicke, durchsetzt von Fehlpässen und verlorenen Zweikämpfe. Und vor allem: die Körpersprache der deutschen Spieler glich einem Sack Wackelpudding. Da war nichts von „Jetzt erst recht!“ zu sehen. Genau jetzt hätte das deutsche Spiel einen Michaal Ballack gebraucht.
Ich habe ja schon mehrfach kundgetan, dass mir Ballack als Spieler und Typ nicht fehlt. Aber heute hat man gemerkt, was ein Ballack kann: eine Mannschaft mitreißen, wenn es eng ist. In den letzten Minuten noch mal richtig Gas geben, die Zähne zusammenbeißen und das Tor erzwingen. Naja, nützt ja nix.
Echtes Endspiel gegen Ghana
Und so endete das Spiel, wie es an einem Tag wie heute nur enden konnte: mit einer Niederlage. Die Einzelkritik erspare ich mir besser… Und im Übrigen: Glückwunsch an Serbien. Sie haben das sehr clever, taktisch diszipliniert und abgezockt heruntergespielt.
Nun wird es eng: mal sehen, was Ghana morgen gegen Australien ausrichten kann. Aber klar ist: das letzte Spiel gegen Ghana wird ein echtes Endspiel. Nur ein Sieg garantiert das Weiterkommen. Da wird sich dann zeigen, ob wir nur einige Tage in Phantasieträumen geschwelgt sind, oder ob in dieser deutschen Mannschaft mehr drinsteckt, als das, was wir heute zu sehen bekommen haben.
Tags: Fussball WM 2010, Niederlage, Serbien
Kategorie: Fussball
| 8 Kommentare
18. Juni 2010 um 16:17 Uhr
Putzlowitsch sagt,
Das Spiel Ghana gegen Australien ist aber erst morgen Nachmittag. 🙂
18. Juni 2010 um 16:22 Uhr
Missfeldt sagt,
Danke 🙂 Ich bin noch so aufgeregt, im negativem Sinne…
18. Juni 2010 um 16:24 Uhr
Putzlowitsch sagt,
Ja, das Spiel war wirklich ein einziger Aufreger. Naja, ich habe wenigstens 3 Punkte bei meiner Tipprunde, ein kleiner Trost.
18. Juni 2010 um 16:38 Uhr
Missfeldt sagt,
Ich kann es nicht fassen. aber im Nachhinein eine gute Strategie: so hat man immer Glück im Unglück 😉 Obwohl: Unentschieden ist dann doppelt doof.
18. Juni 2010 um 17:05 Uhr
Mirco sagt,
Ja, das Spiel war wirklich nicht schön anzuschauen. Exta Beamer und Leiwand organisiert und dann sowas. Ich verstehe allerding nicht, wie Löw mit der gleichen 11 wie gegen Australien antrat. Es war doch klar, dass Lahm nicht gegen so einen 2 Meter Riesen im Kopfballduell gewinnt. Ist mir einfach unbegreiflich. Und so passierte ja auch das erste Tor. Die Karten, die der Schirie zog haben das Spiel zusätzlich angeheißt und waren meiner Meinung nach völlig unötig. Das war ein Fußball mehr. Das Spiel wurde meiner Meinung nach kaputt gepfiffen.
Dennoch es war einen schlechte Leistung Deutsche Fußballnationalmannschaft hoffen wir auf Besserung im Endspiel gegen Ghana.
18. Juni 2010 um 17:57 Uhr
Missfeldt sagt,
@Mirco: der Schiri war zwar kleinlich, aber konsequent. Und wenn alle vier Verteidiger der Serben gelb-belastet sind, muss man das einfach cleverer machen. Da zeigt sich dann, dass unsre Mannschaft noch sehr unerfahren ist.
18. Juni 2010 um 21:06 Uhr
Mirco sagt,
@Missfeldt: Klar man hätte die Verteidiger besser und härter in Zweikämpfe verwickeln müssen. Allerdings waren unsere Stürmer ebenso Geld belastet. Vielleicht hat auch wie schon angesprochen ein Ballack gefehlt der die Leute nochmal aufpeitscht. Lahm lässt sich glaube ich zu sehr von einem Rückstand beeinflussen.
19. Juni 2010 um 01:09 Uhr
Ein Jahr Webmaster-Friday – ein Rückblick - tagSeoBlog sagt,
[…] die Bilder ausgegangen 😉 Auch danke, dass mich dieser Artikel von dem hier abgelenkt hat: “WM 2010: Deutschland – Serbien 0 : 1 – ein Katastrophenspiel” Webmaster-Friday hat 1. […]